Gemeinsam gegen Hitze
Intensiver Austausch beim ersten Bürger:innen Forum
Am 04.12.2024 fand das erste Bürger:innen-Forum zur Hitzeaktionsplanung in Hamm statt. Dort sammelten die Teilnehmenden gemeinsam Ideen, was bei Hitze hilft und diskutierten Maßnahmen gegen Hitze. Nach der Begrüßung der Anwesenden durch Volker Burgard, Dezernent für Klima, Umwelt und Migration, frischte der Vortrag von Lea-Christine Antoine vom Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) das Wissen der Teilnehmenden auf. Sie verdeutlichte die gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels. Zudem gab sie Tipps, wie sich jede:r Bürger:in vor extremer Hitze schützen kann: „Neben individuellen Schutzmaßnahmen, wie viel zu trinken und die pralle Sonne zu meiden, empfiehlt das Land den Kommunen, übergeordnete Klimaschutz- und Anpassungsstrategien sowie konkrete Hitzeaktionspläne zu entwickeln. Das LZG.NRW berät die Kommunen zum gesundheitsbezogenen Hitzeschutz.“
87 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden fühlen sich durch die zunehmende Hitze belastet
Die Bürger:innen erhielten einen Einblick in die Ergebnisse der im Herbst durchgeführten Hitze-Umfrage. Diese ergab unter anderem, dass 87 Prozent der Teilnehmenden sich durch die zunehmende Hitze belastet fühlen. 93 Prozent fürchten die Zunahme von Hitzewellen. Zwei Gründe mehr für die Stadt Hamm, das Thema Hitze präventiv anzugehen.
Der Austausch stand im Vordergrund
Anschließend teilten die Anwesenden im „Hitzeschutz-Café“ ihre eigenen Erfahrungen mit ergriffenen Schutzmaßnahmen, die Herausforderungen im Alltag bei Hitze und mögliche Handlungsoptionen mit ihren Tischnachbar:innen. Die Antworten der Teilnehmenden verdeutlichten, dass viele Hitze-Tipps bereits bekannt sind und angewendet werden, wie z. B. den Tagesablauf anpassen, sich im Schatten aufzuhalten und Sonnenschutz zu nutzen. Zu den größten Herausforderungen zählen gesundheitliche Probleme wie Kreislaufstörungen sowie die Schwierigkeit, den Alltag zu bewältigen. Auch fehlende schattige Plätze und Grünflächen wurden hierbei genannt. Als Lösung wurde unter anderem die Organisation von Nachbarschaftshilfe und der vermehrte Austausch über Hitzeschutz diskutiert.
Kühle Lieblingsorte für ein lebenswertes und gesundes Hamm
Der darauffolgende Posterrundgang ermöglichte den Teilnehmenden einen interaktiven Austausch zu verschiedenen Fragen, darunter „Wo ist es in Hamm besonders heiß?“, „Welche Orte bieten bei Hitze eine hohe Aufenthaltsqualität?“ und „Welche Kommunikationsaktivitäten durch die Stadt Hamm brauchen Sie?“. Die Antworten wurden in Stadtplänen eingezeichnet sowie auf Postern notiert und fließen in den Hitzeaktionsplan ein. Zum Abschluss des Forums äußerten die Teilnehmenden ihre Visionen für ein hitzesensibles Hamm. Das Bürger:innen-Forum war ein lebendiger Austausch, der wertvolle Perspektiven für den weiteren Planungsprozess lieferte. Das Team setzt auch bei kommenden Veranstaltungen auf eine starke Beteiligung der Bürger:innen, damit bei der Entwicklung des Hitzeaktionsplans ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden können.
Hitzeaktionsplan
Auch wenn es in diesem Sommer nicht so deutlich spürbar war: Heiße Tage und Tropennächte sind in Hamm bereits heute Realität und werden in Zukunft vermehrt auftreten. Deshalb geht die Stadt das Thema Hitze und Hitzeschutz vorsorgend an. Im Herbst 2024 nahmen an einer ersten Umfrage zum Thema Hitze in Hamm fast 400 Personen teil. Die Auswertung der Fragen fließt nun in die Entwicklung eines Hitzeaktionsplans für die Stadt ein. Der Hitzeaktionsplan soll bis Ende 2025 erstellt sein und wird von Umwelt- und Gesundheitsamt in enger Zusammenarbeit mit den verschiedenen Interessensgruppen realisiert.
Während der Erstellung wird es verschiedene Beteiligungsformate geben, damit sich Bürger:innen und Vertretungen der besonders gefährdeten Personengruppen in die Planung einbringen können. Die Termine werden unter anderem hier und aufBeteiligung NRW bekannt gegeben
Aber was ist der Hitzeaktionsplan genau und warum erarbeitet die Stadt Hamm einen HAP? Eine Hitzeaktionsplanung (HAP) ist ein Konzept, um die Bevölkerung vor den gesundheitlichen Gefahren durch extreme Hitzeperioden besser zu schützen. Das heißt: Im Gestaltungsprozess des Hitzeaktionsplans werden Maßnahmen zur Aufklärung, Vorbeugung und Intervention erarbeitet, diskutiert und anschließend in den Hitzeaktionsplan aufgenommen. Im Fokus steht der Schutz besonders gefährdeter Personengruppen wie beispielsweise von Schwangeren, Kleinkindern, älteren Menschen, Obdachlosen und chronisch Kranken. Mehr allgemeine Informationen zur Maßnahme “Hitzeaktionsplan” gibt es zum Beispiel auf derSeite des Landeszentrums für Gesundheit NRW.
Forschungsprojekt HEATS
Mit dem HEATS-Projekt möchten die Verbundpartner:innen herausfinden, wo in Hamm Anpassungsmaßnahmen an Hitzeereignisse besonders nötig sind. Besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen, wie zum Beispiel ältere und sehr jünge Bürger:innen, stehen dabei im Fokus. Wo leben diese Menschen? Wo sind die Temperaturen am höchsten? Was sind geeignete Anpassungsmaßnahmen? Die Ergebnisse werden in einer Hitzerisikokarte dargestellt, um das Bewusstsein für die Risiken extremer Hitze zu steigern und die nachhaltige Stadtplanung zu unterstützen. Die Karte wird sowohl für städtische Verwaltung, Politik als auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich sein.
Messaktion
Am 8. Juni 2024 startete auf dem Digitaltag die Temperatur-Messaktion des HEATS-Projekts; einem Verbundprojekt mit vielen Kooperationspartner:innen, allen voran die Stadt Hamm und dem Öko-Zentrum NRW. Die ersten Thermometer verteilten Mitarbeitende von der Universität Ulm, dem Umweltamt und Öko-Zentrum NRW auf dem Wochenmarkt. Interessierte konnten bis zum 30. Juni an einer Umfrage teilnehmen und erhielten danach Temperaturmessgeräte, so genannte Datenlogger, inklusive frankiertem Umschlag für den Rückversand per Post. Das Gerät sollte nach Erhalt schnellstmöglich aufgestellt werden. Es misst alle 15 Minuten automatisch die Umgebungstemperatur und speichert die Daten lokal auf dem Gerät. Die Messung der Innentemperaturen wird über einen Zeitraum von vier Monaten, von Juni bis September 2024, durchgeführt. Nach dem Messzeitraum senden die Teilnehmenden das Gerät zwischen dem 1. Oktober 2024 und dem 13. Oktober 2024 zurück, damit die gesammelten Daten ausgewertet werden können.
Alltagstipps
Heil durch die heißen Tage
- Gehen Sie nicht in die direkte Sonne.
- Gehen Sie nicht in der heißesten Zeit (nachmittags) nach draußen.
- Verschieben Sie körperliche Aktivität im Freien und Erledigungen auf die frühen Morgenstunden, dann sind die Temperaturen am niedrigsten.
- Gehen Sie wenn möglich Wege, die Sitzgelegenheiten im Schatten haben. Dann können Sie kurze Pausen einlegen, wenn es zu anstrengend wird.
- Halten Sie Ihre Wohnung kühl:
Lüften Sie nur dann, wenn es draußen kühler ist als drinnen.
Vermeiden Sie tagsüber direkte Sonneneinstrahlung durch Rollos, Vorhänge oder Markisen.
Weitere Tipps hält derHitze-Knigge des Umweltbundesamtes bereit. Informationen in leichter Sprache gibt es zum Beispiel bei derRegion Hannover und vomÄrztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin.
- Tragen Sie luftige, helle Kleidung und eine Kopfbedeckung, auch bei kurzen Strecken. Cremen Sie sich mit Sonnenschutz ein, auch wenn es bewölkt ist.
- Nehmen Sie besser eine lauwarme oder eine kühle Dusche als eine eiskalte.
- Halten Sie die Innenseite Ihrer Handgelenke unter fließendes, kühles Wasser für ein erfrischendes Gefühl.
- Trinken Sie ausreichend und regelmäßig, zum Beispiel stündlich ein Glas Wasser. Neben Wasser sind auch Tees und Saftschorlen gute Getränke bei Hitze. Peppen Sie Ihr Wasser mit einer Scheibe Zitrone oder Kräutern wie Minze auf.
- Kleine Portionen und leichte Kost essen hilft. Gemüse und Obst wie Gurken, Tomaten und Melone haben im Sommer Saison. Sie enthalten neben Nährstoffen einen hohen Anteil an Wasser. Damit eignen sie sich hervorragend als Stärkung.
Weitere Tipps hält derHitze-Knigge des Umweltbundesamtes bereit. Informationen in leichter Sprache gibt es zum Beispiel bei derRegion Hannover und vomÄrztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin.
- Fragen Sie, ob Sie bei hohen Temperaturen bei der Einnahme Ihrer Medikamente etwas beachten müssen und wo Sie Ihre Medikamente am besten lagern. Hier helfen Ihnen Ihre Ärzt:innen oder die Apotheken weiter.
- Die Bundes Psychotherapeuten Kammer hat Informationen für Patient*innen zusammengestellt.
- Treten bei Ihnen oder anderen ungewöhnliche Gesundheitsprobleme ( z. B. Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen oder Erbrechen) auf, kontaktieren Sie eine Ärztin oder einen Arzt. Außerhalb der Öffnungszeiten der Praxen können Sie unter 116 117 den Patientenservice erreichen. In lebensbedrohlichen Situationen rufen Sie sofort die 112 an.
- Helfen Sie hilfs- oder pflegebedürftige Personen die Tipps ebenfalls einzuhalten. Eine Übersicht hat das Landeszentrum für Gesundheit NRW zusammengestellt.
- Der Podcast der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e. V behandelt das Thema "Hitzeschutz von Anfang an – Babys und Kinder sind besonders gefährdet" und gibt hilfreiche Tipps.
Weitere allgemeine Tipps hält derHitze-Knigge des Umweltbundesamtes bereit. Informationen in leichter Sprache gibt es zum Beispiel bei derRegion Hannover und vomÄrztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin.
Die gefühlte Temperatur ist der Ausgangspunkt für die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdiensts (DWD). Wir können uns an höhere Temperaturen bis zu einem gewissen Grad gewöhnen, deshalb liegt der Schwellenwert bei frühen Hitzewellen etwas niedriger und im Hochsommer etwas höher. Auch die Temperatur in Innenräumen spielt eine Rolle. Die Temperaturen in den Schlafzimmern sinken nicht stark und bei hohen Temperaturen schlafen wir schlechter. Das belastet unseren Körper und wir vertragen die Hitze am folgenden Tag schlechter.
Eine Warnung vor einer „starken Wärmebelastung“ veröffentlicht der DWD, wenn die Gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag den Schwellenwert von ungefähr 32°C überschreitet. Der genaue Wert hängt vom Zeitpunkt im Sommer ab, sprich: Hatte der Körper bereits Zeit sich an höhere Temperaturen zu gewöhnen? Überschreitet die Gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag einen Wert von 38°C, so wird vor einer „extremen Wärmebelastung“ gewarnt.
Wer selbst informiert bleiben möchte, kann den DWD-Hitze-Newsletter abonnieren oder sich unter www.hitzewarnungen.de informieren.
Die Gefühlte Temperatur beschreibt das Temperaturempfinden eines Menschen. Das wird beeinflusst von der Lufttemperatur, der Luftfeuchtigkeit, dem Wind und der Strahlung. Sie lässt sich nicht messen, sondern bildet als berechnete, ‚künstliche‘ Temperatur ab, wie warm es die Mehrheit der Menschen tatsächlich empfindet. eine gemessene Lufttemperatur von 30°C fühlt sich bei Windstille und Sonnenschein wärmer an, als bei windigem und bedecktem Wetter. Beruhend auf der gefühlten Temperatur werden zum Beispiel die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdiensts ermittelt.
Menschen, die Unterstützung durch soziale Einrichtungen erhalten oder deren Hilfsangebote nutzen wollen, können besonders durch Hitze gefährdet sein. DieBundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat auf ihrer Seite verschiedene Tipps zusammengestellt, die dabei unterstützen, wenn Ihre Klient:innen beispielsweise suchtkrank oder obdachlos sind.
Auf den Seiten der BZgA gibt es auch weiterführende Informationen fürKiTas und Schulen sowiePflege- und Betreuungseinrichtungen. Die Bundes Psychotherapeuten Kammer hat Informationen für Psychotherapeut:innen zusammengestellt.
Alle oben genannten, allgemeinen Tipps lassen sich natürlich auch auf diese speziellen Lebenswelten übertragen. Jedoch arbeiten die hier beschriebenen Einrichtungen mit besonderen Risikogruppen zusammen, die noch stärker von Hitze- Auswirkungen betroffen sind.
Weitere Informationen
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet ausführliche Informationen zu verschiedenen Hitze-Themen und UV-Strahlung auf der Internetseite www.klima-mensch-gesundheit.de/.
Hier einige Publikationen, die als Download zur Verfügung stehen:
„Gesund durch die Sommerhitze - Informationen und Tipps für ältere Menschen und ihre Angehörigen“ ist als gedruckte Broschüre verfügbar oder kann als digitale Version kostenlos heruntergeladen werden.
"Hitze bei Pflegebedarf" ist ein kürzeres, digitales Merkblatt mit Tipps für zuhause versorgte Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen.
"Sonne ohne Sonnenbrand" bietet das Wichtigste rund um den Sonnenschutz von Kindern - Zuhause und im Urlaub.
"Bei Hitze sicher in Bewegung bleiben" zeigt auf, wie Bewegung und Sport auch an heißen Tagen ohne Sonnenstich und Hitzeschlag gelingt.
Das Hitzerätsel versüßt die Zeit im Schatten oder im kühlen Innenraum während der Mittagssonne.