Bergbaugeschichte

Der Bergbau war über ein Jahrhundert lang prägend für die Region um Hamm. Die alte Stadt Hamm war nie ein Berbaustandort, wohl aber die angrenzenden Gemeinden, die heute ein Teil der Stadt Hamm sind. Im Jahre 1901 wurde mit der Teufe der Zeche De Wedel (Heinrich Robert, zuletzt Bergwerk Ost) im Amt Pelkum begonnen, Ende 1902/Anfang 1903 begannen die Teufarbeiten für die Zeche Maximilian in Werries, 1905 folgte die Tefe der Zeche Radbod in Bockum-Hövel, 1912 schließlich die der Zeche Sachsen in Heessen. Auf die Entwicklung der Orte hatte der Bergbau wesentlichen Einfluss. Es entstand ein großer Bedarf an Arbeitskräften, die aus der heimischen Bevölkerung heraus nicht gedeckt werden konnte. Für die neu hinzugezogenen Bergleute, die zu einem großen Teil aus Schlesien und Ostpreußen stammten, wurden Kolonien errichtet, die neben Wohnhäusern auch über Versorgunsgeinrichtungen, Schulen und Kirchen verfügten.

Durch die "Stelen zur Stadtgeschichte" wird die facettenreiche Entwicklung des Bergbaus durch das Aufgreifen zahlreicher Einzelthemen deutlich.

Das Gelände der Zeche Sachsen nach dem Bombenangriff vom 27. März 1945

Zwangsarbeit - Russenlager

Zwangsarbeit - Russenlager

Das Lager II – das sogenannte „Russenlager“ - wurde 1941 an der Sandstraße entlang der Bahnlinie errichtet und diente zunächst als Lager für ausländische Zivilarbeiter. Von Juli 1942 an waren durchschnittlich 850 sowjetische Kriegsgefangene untergebracht, die auf der Zeche Sachsen untertage Zwangsarbeit leisteten.

Blick vom Eingangsbereich der Gedenkstätte auf den Kubus
© Hans-Hellmut Wittmer

Gedenkstätte Russenlager

Gedenkstätte Russenlager

Am 27. März 1945 wurde das ehemalige „Russenlager“ in Heessen durch einen britischen Luftangriff zerstört. Mindestens 157 Opfer waren zu beklagen. Am 73. Jahrestag des tödlichen Bombardements wurde am Mahnmal an der Sandstraße eine Stele zur Erinnerung an das Schicksal der im Zweiten Weltkrieg rekrutierten Zwangsarbeiter übergeben. 

Blick auf Fördergerüst, Werkstatt und Kokerei der Zeche Sachsen um 1935
Quelle: Stadtarchiv Hamm

Zwangsarbeit und Kriegsopfer in Heessen

Zwangsarbeit und Kriegsopfer in Heessen

In Heessen wurden während des Zweiten Weltkrieges Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter auf der Zeche Sachsen  eingesetzt. Sie verteilten sich auf drei Lager: Auf dem Hardinghauser Knapp für polnische, ukrainische und sowjetische Zivilarbeiter, an der Sandstraße für sowjetische Kriegsgefangene und am Schacht III für italienische Militärinternierte.

Blick von Westen auf die „Bockelwegschule“, 1920er-Jahre

Sozialer Wandel durch Bergbau

Sozialer Wandel durch Bergbau

Als Heinrich Meyer seine Gast- und Schankwirtschaftam Bockelweg 1920 aufgab, übernahm die Gemeinde das Gebäude. Nach Umbauarbeiten wurde darin die evangelische vierklassige Volksschule für rund 180 Kinder im Erdgeschoss und Lehrerwohnungen im Obergeschoss errichtet.

Die Gründer des Vereins Schlesischer Landsleute „Harmonie“ Herringen i. Westf., um 1910
Quelle: Sammlung Heinz Hilse

Arbeitsmigration im Bergbau

Arbeitsmigration im Bergbau

Fast zeitgleich mit dem Abteufbeginn von Schacht Franz wurde östlich der Schachtanlage die Siedlung „Isenbecker Hof“ („Neue Kolonie“) mit 728 Wohnungen durch den Architekten Adolf Salfeld 1922 bis 1928 errichtet.

Isenbecker Hof um 1900
Quelle: Stadtarchiv Hamm

Isenbecker Hof

Isenbecker Hof

Die ursprünglichen Hof- und Wohngebäude des „Isenbecker´schen Hofs“ in Herringen fielen dem Bau der neuen Bergarbeitersiedlung „Neue Kolonie“ östlich der Schachtanlage Franz ab 1922 zum Opfer.

Am Tag des Grubenunglücks auf der Zeche Radbod versammeln sich Bergleute und ihre Angehörigen auf dem Zechenplatz, 12. November 1908

Radbod-Katastrophe 1908

Radbod-Katastrophe 1908

Am frühen Morgen des 12. November 1908 ereignete sich etwa gegen 4.20 Uhr auf der Zeche Radbod eines der schwersten Grubenunglücke im deutschen Steinkohlenbergbau.

„Hövel. Massenfriedhof u. Kriegerehrenmal"
Quelle: Stadtarchiv Hamm

Ehrenfriedhof

Ehrenfriedhof

Nach der Schlagwetterexplosion am 12. November 1908 auf der Zeche Radbod, bei dem 350 Bergleute ums Leben kamen, wurde für die Verunglückten westlich des Friedhofs auf der angrenzenden Freifläche ein „Massengrab“ angelegt.

Häuser der Kolonie Radbod, um 1905/10

Alte Kolonie Radbod

Alte Kolonie Radbod

Nachdem im Frühjahr 1905 bei Bockum und Hövel die Schächte I und II der Zeche Radbod unter der Leitung des Bergassessors Heinrich Janssen (1864-1919) abgeteuft wurden, erwarb die Bergwerksgesellschaft Trier sechs Bauernhöfe und errichtete dort von 1906 bis 1913 eine Bergarbeitersiedlung mit etwa 1.700 Werkswohnungen.

Kreuzkirche von Norden, um 1914. Rechts im Bild die evangelische Notkirche
Quelle: Stadtarchiv Hamm

Kreuzkirche

Kreuzkirche

Mit der Entstehung der Kolonie Radbod war auch der Bau einer evangelischen Kirche verbunden. Die Bergwerksgesellschaft Trier schenkte dem 1908 gegründeten Kirchbauverein ein Startkapital von 20.000 M und den Bauplatz für die „Bergarbeiterkirche“ im „Zechenbusch“.

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