Zwangsarbeit und Kriegsopfer in Heessen
Nach dem deutschen Überfall auf Polen ab dem 1. September 1939 wurden in den von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten Zivilisten und Kriegsgefangene als Arbeitskräfte für die deutsche Kriegswirtschaft zwangsrekrutiert. Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Hamm waren mehr als 16.000 Menschen zur Zwangsarbeit verpflichtet.
In Heessen gab es drei Lager für Zwangsarbeiter, die auf der Zeche Sachsen arbeiteten: das Lager I auf dem Hardinghauser Knapp für polnische, ukrainische und sowjetische Zivilarbeiter, das Lager II an der Sandstraße für sowjetische Kriegsgefangene und das Lager III am Schacht III für italienische Militärinternierte.
Gut zu wissen
Lager II - Das ''Russenlager''
1941 wurde das Lager II – das sogenannte „Russenlager“ – an der Sandstraße entlang der Bahnlinie errichtet. Hier waren ab 1942 durchschnittlich 850 sowjetische Kriegsgefangene untergebracht, die auf der Zeche Sachsen untertage Zwangsarbeit leisteten. Zeitweise bildeten sie 50 % der Belegschaft. Das Lager bestand aus neun Wohn-, einer Wirtschafts- und zwei Waschbaracken, streng bewacht durch die Wehrmacht.
Bild Links: Typenblatt KA 20-1101 Lagerunterkunft
Solche Holzbaracken befanden sich auch im Lager II an der Sandstraße
Quelle: Heinz Weischer: Russenlager, Essen 1992, S. 122-123
Kriegsgefangene auf der Zeche Sachsen
Von den 4.322 ausländischen Arbeitskräften in Heessen waren 1.881 Kriegsgefangene, 560 ukrainische, 511 sowjetische und 671 polnische Zivilarbeiter, 588 italienische Militärinternierte und 22 Ausländer anderer Nationen. Die sowjetischen Kriegsgefangenen arbeiteten ausschließlich unter Tage auf der Zeche Sachsen. Zeitweise bildeten sie 50 % der Belegschaft.
Am 3. April 1944 kam es zu einer Schlagwetterexplosion im Flöz Präsident im Ostfeld auf der 3. Sohle der Zeche Sachsen mit 169 Toten, darunter zwei polnische und neun sowjetische Zwangsarbeiter und 101 sowjetische Kriegsgefangene. Auf Betreiben der sowjetischen Militärmission wurde ein Denkmal für die sowjetischen Opfer in der Nähe des Zechentores errichtet, das nach der Zechenstilllegung durch die RAG 1986 entfernt wurde.
Der Dasbecker Friedhof als Gedenkort
Ein Gedenkstein auf dem Dasbecker Friedhof erinnert an die Verunglückten. In dessen unmittelbarer Nähe befindet sich eine Kriegsgräberstätte mit Einzel- und Sammelgräbern für 139 Kriegsgefangene und Zivilarbeiter des Zweiten Weltkrieges, von denen 69 namentlich bekannt sind. Eine Namensliste kann man hier aufrufen.