Zwangsarbeit im Bergbau – Lager II – „Russenlager“
Nach Kriegsbeginn am 1. September 1939, der Zerschlagung des polnischen Staates, den Besatzungsfeldzügen in Nord- und Westeuropa 1940, dem Angriff auf die Sowjetunion und großfl ächiger Besetzung von Gebieten im Osten 1941 erfolgte die Rekrutierung von Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen in den besetzten Gebieten.
Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Hamm waren mehr als 16.000 Menschen zur Zwangsarbeit verpfl ichtet. In Heessen gab es drei Lager für Zwangsarbeiter, die auf der Zeche Sachsen arbeiteten: das Lager I auf dem Hardinghauser Knapp für polnische, ukrainische und russische Zivilarbeiter, das Lager II an der Sandstraße für russische Kriegsgefangene und das Lager III am Schacht III für italienische Militärinternierte.
Gut zu wissen
Die Errichtung des Lagers
1941 wurde das Lager II – das sogenannte „Russenlager“ – an der Sandstraße entlang der Bahnlinie errichtet. Hier waren ab 1942 durchschnittlich 850 sowjetische Kriegsgefangene untergebracht, die auf der Zeche Sachsen untertage Zwangsarbeit leisteten. Zeitweise bildeten sie 50 % der Belegschaft. Das Lager bestand aus neun Wohn-, einer Wirtschafts- und zwei Waschbaracken, streng bewacht durch die Wehrmacht.
Die Verhältnisse im Lager
Die meisten der Kriegsgefangenen blieben nicht länger als ein halbes Jahr in Heessen, weil sie nach dieser Zeit so abgezehrt und ausgehungert waren, dass sie nicht mehr weiter arbeiten konnten. Zum Sterben wurden sie ins Stammlager VI A Hemer geschickt. Insgesamt gingen 1.881 Kriegsgefangene durch das Lager II. Es war nationalsozialistische Politik, sowjetische Kriegsgefangene auszuhungern und ihre Arbeitskraft bis zum Ende auszubeuten, in offener Missachtung des Genfer Abkommens über die Behandlung von Kriegsgefangenen von 1929. Am 27. März 1945, drei Tage vor dem Kriegsende in Heessen, wurde das Lager bombardiert und vollständig verwüstet. 82 der getöteten Kriegsgefangenen wurden auf dem Dasbecker Friedhof beerdigt.