Arbeitsmigration im Bergbau

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts drang die Kohlengewinnung ins nordöstliche Ruhrrevier bis in den Raum Hamm. Der Arbeitskräftebedarf konnte aus der einheimischen Bevölkerung nicht gedeckt werden. Mit dem Abteufen der Schächte Heinrich und Robert 1901 der französischen Firma „Les Petits Fils de François de Wendel & Cie.“ erlebte zunächst Wiescherhöfen, kurz darauf Herringen einen Bevölkerungsboom. Innerhalb von knapp 20 Jahren stieg sie in Herringen um mehr als das Sechsfache auf 4.874 im Jahr 1913 an.

Ab 1910 ließ die Zeche großflächige Siedlungen bauen. 1911 bis 1914 entstanden die „Alte Kolonie“, die „Bever-Kolonie“ und die „Ostfeldkolonie“ mit zusammen über 700 Wohnungen. Fast zeitgleich mit dem Abteufbeginn von Schacht Franz wurde östlich der Schachtanlage die Siedlung „Isenbecker Hof“ („Neue Kolonie“) mit 728 Wohnungen durch den Architekten Adolf Salfeld 1922 bis 1928 errichtet.

Zeche de Wendel, Hamm-Herringen um 1910
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Luftbild Schacht Franz, daran anschließend die Siedlung Isenbecker Hof, um 1956.
Quelle: Stadt Hamm, Vermessungs- und Kasteramt
Plan der Gemeinde Herringen, 1950 (Ausschnitt)
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Yüksel Ünlü wanderte aus der Türkei ein, trat in den 1960er-Jahren eine Stelle auf der Zeche Henrich Robert an und engagierte sich auch im Betriebsrat. Die Familie lebte lange Zeit in der Isenbeckerhofsiedlung.
Quelle: Yüksel Ünlü
Die Gründer des Vereins Schlesischer Landsleute „Harmonie“ Herringen i. Westf., um 1910
Quelle: Sammlung Heinz Hilse

Gut zu wissen

Yüksel Ünlü wanderte aus der Türkei ein, trat in den 1960er-Jahren eine Stelle auf der Zeche Henrich Robert an und engagierte sich auch im Betriebsrat. Die Familie lebte lange Zeit in der Isenbeckerhofsiedlung.

Yüksel Ünlü

Yüksel Ünlü wanderte aus der Türkei ein, trat in den 1960er-Jahren eine Stelle auf der Zeche Henrich Robert an und engagierte sich auch im Betriebsrat. Die Familie lebte lange Zeit in der Isenbeckerhofsiedlung

Die ersten Zuwanderer um 1900

Die meisten zugewanderten Arbeiter und ihre Familien stammten aus Ost- und Westpreußen, Polen, Schlesien, Ungarn und Slowakei. Insbesondere die polnischen Zuwanderer gründeten religiöse Vereine und pflegten ein aktives Vereinsleben. Die Bergbaukrise führte nach 1929 zu Entlassungen und sozialen Nöten in den Familien. Im Zweiten Weltkrieg wurden Personalausfälle mit Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern ausgefüllt.

Die Entwicklung nach 1945

Ab 1948 wurden verstärkt neue Wohnungen erbaut. Trotz einer Absatzkrise im Bergbau ab 1958 warb man in den 1960/70er-Jahren noch weitere Arbeitskräfte unter anderem aus der Türkei und Marokko an. Viele blieben und fanden mit ihren Familien eine neue Heimat in der Kolonie.

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