02.09.2021

Evangelische Johanneskirche Hamm-Norden

Ab den 1920er Jahren wurden in der bis dato ländlich-katholisch geprägten Nordenfeldmark größere Siedlungen für die hinzuziehenden Arbeiterfamilien errichtet. Dem Wunsch der anwachsenden protestantischen Neubürgerschaft nach einer eigenen Kirche folgte die Gründung eines Kirchbauvereins. Der zuständige Pfarrer Martin Berthold war Mitglied der Bekenntnisgemeinde, die sich gegen die nationalsozialistische Gleichschaltung der Kirche wehrte. Trotz zahlreicher Repressionen der Nationalsozialisten konnte am 20. März 1938 die Johanneskirche eingeweiht werden.

Der 1938 fertiggestellte Neubau der Johanneskirche in der Nordenfeldmark, links davon der Hof Freisfeld, im Hintergrund rechts Bebauung am Landwehrweg
Der 1938 fertiggestellte Neubau der Johanneskirche in der Nordenfeldmark, links davon der Hof Freisfeld, im Hintergrund rechts Bebauung am Landwehrweg, Foto: Wilhelm Meyer, Ev. Kirchengemeinde Hamm

Entgegen dem Entwurf von Peter Grund aus Düsseldorf, dessen moderne Betonkirchenarchitektur Berthold beeindruckte, vermochte die Planung des Hamburger Architekturbüros Hopp & Jäger den Bauausschuss zu überzeugen.

Trotz Zusage von Materialspenden der örtlichen Montanindustrie musste der Baustahl für Rüstungszwecke eingespart werden. Ähnlich der kurz zuvor oder parallel von Hopp & Jäger errichteten norddeutschen Kirchen, entstand so ein klassischer Backsteinbau mit innerer Holzkonstruktion. Die in der Hagener „Glaswerkstätte Haspe, Heberle & Co.“ gefertigte Buntfensterrose der bedeutenden expressionistischen Künstlerin Elisabeth Coester (1900-1941) überstand – dank rechtzeitiger Auslagerung – den Krieg und wurde 1999 aufwändig restauriert.

Blick vom erhöhten Chor auf die noch orgellose Empore mit den von Max Schulze-Sölde (1887-1867) gestalteten Brüstungstafeln und der später kriegszerstörten Bleiverglasung des Buntfensters, 1938
Blick vom erhöhten Chor auf die noch orgellose Empore mit den von Max Schulze-Sölde (1887-1867) gestalteten Brüstungstafeln und der später kriegszerstörten Bleiverglasung des Buntfensters, 1938, Foto: Otto Rheinländer, Hamburgisches Architekturarchiv (HAA)

Verschiedene Ausstattungsdetails wie die Inschriften von Holzbalken oder Bußglocke weisen auf die offenkundige Bekenntnistreue der Gemeinde hin. Doch insbesondere die Beauftragung Ernst Barlachs für den Entwurf des Taufsteins zeugt von der konfrontativen Haltung gegenüber den Nationalsozialisten. Schließlich diffamierten sie seine Kunstwerke bereits als „entartet“, ließen sie teilweise entfernen oder gar vernichten. Seine überlieferten Taufsteinentwürfe blieben aufgrund seines Todes im Jahr 1938 leider unvollendet.

Neben der Kirche und dem am 2. Oktober 1938 eingeweihten Friedhof entstand auch 1948/49 ein Kindergarten mit Pfarrwohnung nach Entwürfen Hopp und Jägers. Nicht auf deren Gesamtplanung beruhend wurde später noch angrenzend das neue Pfarrhaus errichtet.

Seit 1999 steht die Johanneskirche unter Denkmalschutz.