Bastionen und Kirchhöfe vor dem Ostentor
Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) ergänzte man die Wälle und Stadtmauern durch vorgesetzte Bastionen und Wasserflächen, um der modernen Kriegstechnik mit Kanonenbestückung gerecht zu werden. Die alten Mauern verfielen und wurden um 1700 endgültig abgerissen. Die Bastionen hatten nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) ebenfalls ausgedient und wurden eingeebnet. Übrig blieben am Ostentor bis zur Gestaltung der Ringanlagen 1914 nur der Stadtgraben und die "Kleine Ahse", auch "Außenbütergräfte" genannt.
In dieser kleinen Parkanlage ist der Verlauf der Bastion im Pflaster dargestellt.
Die beiden Friedhöfe in der Innenstadt ─ an der Pauluskirche seit den Anfängen der Stadt und an der katholischen Agneskirche seit der Reformation etwa 1560 ─ boten nur bei normalen Sterberaten ausreichend Platz. Für Pest- oder Kriegszeiten legte man im 16. Jahrhundert vor dem Ostentor südlich der heutigen Ostenallee einen Reserveplatz an, der Ostenkirchhof genannt wurde. 1612 erhielt dieser ummauerte Kirchhof eine massive Kapelle mit vergoldetem Wetterhahn. Schon bei der Pestepidemie 1617 zeigte sich, dass die Fläche zu klein war, denn man musste die halb verwesten Leichen aus dem Boden nehmen, um Platz für neue Tote zu gewinnen.
Als sich dieser unwürdige Zustand bei der Seuche 1636 wiederholte, kaufte die reformierte Gemeinde nördlich der heutigen Rietzgartenstraße ein großes Gartengrundstück für einen neuen Ostenkirchhof. Letztmalig wurde dieser Kirchhof 1761 nach der Schlacht von Vellinghausen im Siebenjährigen Krieg für die in Hamm an ihren Verwundungen gestorbenen Franzosen benutzt. Im Volksmund erhielt er deshalb den Namen "Franzosenfriedhof".