Bildung für alle – Volkshochschule

Im Jahre 1919 wurde die VHS Hamm gegründet. Die Gründung war eine unmittelbare Folge der gerade verabschiedeten Weimarer Verfassung, die im Artikel 148 „das Volksbildungswesen, einschließlich der Volkshochschulen“ erstmals zur verpflichtenden Aufgabe des Staates erklärte. Der Verfassungsrang löste 1919 eine regelrechte Gründungswelle aus: Deutschlandweit entstanden in diesem Jahr mehr als 120 Volkshochschulen. In Hamm waren es engagierte Pädagogen wie Dr. Friedrich Blencke und Rektor Wilhelm Terbrügge, ehrenamtlicher Leiter der Volksbücherei, die die Gründung der VHS vorantrieben. Sie waren fest davon überzeugt, dass Bildung und Demokratie zusammengehören. Damals standen vor allem Veranstaltungen zu Handwerkerrecht, Gesundheitslehre, Englisch und philosophischen Themen auf dem VHS-Programm. Das breitgefächerte Angebot sollte unterschiedlichste Bevölkerungsgruppen ansprechen und zusammenzubringen – wichtig in einer Phase großer gesellschaftlicher Unsicherheit und Umbrüche.

Nach dem Tod der beiden Gründungsväter Mitte der 1920er-Jahre ist von der Volkshochschule Hamm nur noch wenig zu erfahren. Offenbar bestand sie zu dieser Zeit nicht mehr. Sie war damals keine städtische Einrichtung.

In der Oberrealschule in der Feidikstraße starteten im Sommer 1919 die ersten Lehrveranstaltungen der Hammer Volkshochschule.
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Oberstudiendirektor Dr. Friedrich Blencke
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Eine frühe Teilnehmerkarte der Volkshochschule Hamm aus dem Jahre 1919
Quelle: Stadtarchiv Hamm
Luftaufnahme mit Blick auf die Hohe Straße
© Hans Blossey

Gut zu wissen

Oberstudiendirektor Dr. Friedrich Blencke

Im Jahre 1919 wurd die Volkshochschule Hamm gegründet. Dazu fand am 20. Mai 1919 im Saal Hallermann in der Weststraße eine vorbereitende Veranstaltung statt. Geleitet wurde sie von Oberstudiendirektor Dr. Friedrich Blencke, dem Leiter der städtischen Oberrealschule, des späteren Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Dort wurden auch die ersten Vorlesungen gehalten.

Neugründung nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sich die Alliierten einig, dass Volkshochschulen wiedererrichtet und organisiert werden sollten. Im heutigen Stadtgebiet von Hamm wurden von 1946 an die Volkshochschulen Hamm, Herringen und Heessen ins Leben gerufen. Der Zugang zu VHS-Bildungsangeboten war freiwillig und stand allen interessierten Menschen offen. Angestrebt wurde die aktive Mitarbeit der Teilnehmer, die über sogenannte „Arbeitsgemeinschaften“ organisiert wurde. Ab 1949 stellte ein Beirat, zusammengesetzt aus Vertretern wichtiger gesellschaftlicher Gruppen und Dozenten, die Arbeitspläne der VHS auf. Die Angebote spiegelten die jeweils aktuellen gesellschaftlichen Trends und Herausforderungen wider. Ein Beispiel sind die Studienfahrten und Sprachkurse. Als es die Deutschen in den 1950er-Jahren erst nach Italien, später auch in andere Länder zog, reagierten die Volkshochschulen mit Studienfahrten und entsprechenden Sprachkursen: Die VHS Herringen kündigte für das Sommersemester 1953 Auslandsfahrten nach Italien, in die Schweiz und Schweden an. Die VHS Heessen führte in diesem Jahr ihren ersten Italienisch-Kurs durch.  

Beispiele der VHS-Arbeit

Ein zweites Beispiel ist die Reaktion der Volkshochschule auf die Einführung des Vorruhestandes, ausgelöst durch den Strukturwandel und die damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet. Auch in Hamm suchten „Vorruheständler“ nach Möglichkeiten, ihre freie Zeit sinnvoll zu nutzen. So gründete die VHS Hamm 1988 die Initiative ZwAR (Zwischen Arbeit und Ruhestand) – ein Projekt mit zahlreichen Interessengruppen. Drittes Beispiel: Als Ende der 1980er- Jahre zunehmend Arbeitsplätze mit Computern ausgestattet wurden, vermittelte die VHS Hamm mit Computerkursen die dazu erforderlichen EDV-Kenntnisse. Und im Jahr 2000 beteiligte sich die Volkshochschule erfolgreich an der Kampagne „Internet für Einsteiger“ und leistete damit einen Beitrag, die insbesondere bei älteren Menschen vorhandene Skepsis gegenüber der Internetnutzung zu überwinden.

Die VHS Hamm versteht sich heute als kommunales Weiterbildungszentrum, das für „Bildung in öffentlicher Verantwortung“ steht. Das Spektrum reicht von Deutschkursen für Zugewanderte, Schulabschlusslehrgängen und Alphabetisierung über Rechnungswesen und 3D-Druck bis hin zu Yoga und Malkursen. Ziel der Volkshochschule ist und bleibt es, Bildungsbarrieren abzubauen, Chancengerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.

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