Synagoge und jüdische Schule
Nach Gründung der Stadt Hamm 1226 gab es durch die Jahrhunderte immer wieder Aufenthalte, Ansiedlungen und Vertreibungen von Juden. 1798 lebten 63 Juden in Hamm. Im Laufe des 20. Jahrhunderts stieg ihre Anzahl auf fast 500 - ein Anteil von einem Prozent der Gesamtbevölkerung.
Schon 1768 besaß die jüdische Gemeinde ein Bethaus. Seit 1846 bestand eine jüdische Schule als Religions- und zeitweise als Elementarschule. Die preußische Verfassung vom 31. Januar 1850 verlieh den jüdischen Einwohnern die vollen politischen Rechte. Die jüdische Gemeinde erhielt ein Haus an der Kleinen Weststraße 5 (heute Martin-Luther-Straße 5) als Geschenk zur Nutzung als Schule und zum Neubau einer Synagoge.
Gut zu wissen
Julius Lenhartz
Julius Lenhartz absolvierte eine Lehre zum Maurer und Zimmermann. 1864 machte er sich in Hamm, der Heimatstadt seiner Mutter, als Bauunternehmer selbstständig. Am 15. März 1886 trat er in die Johannisloge „Zum hellen Licht“ ein. Er erwarb sich bald einen guten Ruf und galt zudem als Experte für Sakralbau.
Aus diesem Grund wählte ihn die Synagogengemeinde Hamm im März 1868 für den Neubau der Synagoge an der Weststraße aus. Lenhartz sollte den Synagogen-Altbau abreißen und auf den gemeindeeigenen Parzellen Flur V Nr. 442 und Nr. 443 eine neue Synagoge errichten, wobei der Hofraum hinter dem Schul- und Gemeindehaus an der damaligen Kleinen Weststraße 5 mitbenutzt werden sollte. Laut seiner Unterschrift zeichnete und entwarf Lenhartz den Entwurf zu einer neuen Synagoge Hamm am 22. Februar 1868. Lenhartz führte die Arbeiten fristgerecht durch, so dass die Synagoge am 22. August 1868 eingeweiht werden konnte. Sie war sein bedeutendstes Bauprojekt. (Quelle: Wikipedia)
Foto: Blick in die Kleine Weststraße (heute Martin-Luther-Straße) Ecke Südstraße, um 1910 , Quelle: Stadtarchiv Hamm
"Öffnet die Pforten der Gerechtigkeit!"
Der Bau nach dem Entwurf des Baumeisters Julius Lenhartz wurde am 11. September 1868 unter dem Wort „Öffnet die Pforten der Gerechtigkeit“ durch den Rabbiner Dr. David Rothschild eingeweiht. Die Mitglieder dieser liberalen Synagogengemeinde trugen einen wesentlichen Teil zum städtischen Leben bei. Ein brutales Ende setzte das NS-Regime durch Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung auch in Hamm.
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