Die Polizei in Hamm
Seit dem 19. Jahrhundert bestand in Hamm eine kommunale Polizei. In den 1920er-Jahren wurden die ersten Kriminalbeamten eingestellt, 1925 eine Kriminalwache und ein Erkennungsdienst eingerichtet.
Die Verstaatlichung der Polizei erfolgte 1927. Damit ging auch der Neubau des heutigen Polizeipräsidiums an der Hohen Straße 80 einher. Zunächst war die damalige Polizeidirektion für die Verwaltung errichtet worden, während die Wachen im Stadtgebiet verteilt waren.
Gut zu wissen
Polizeidienstgebäude Hohe Straße 80
Das von 1926 bis 1928 errichtete Polizeidienstgebäude ist der einzige Verwaltungsbau der nur kurz währenden Strömung des Backsteinexpressionismus der 1920er-Jahre in Hamm.
Der Vorentwurf geht auf den Ministerialrat Conrad Dammeier zurück, der im Preußischen Finanzministerium Dezernent für Polizeibauten war. Der Zweiflügelbau mit pfannengedeckten Satteldächern hat einen viergeschossigen Hauptflügel von vierzehn Achsen an der Hohen Straße. Über dem trichterförmig eingeschnitten Hauptportal aus Grünsandstein werden vier schmale und bis zum Dachgesims durchlaufende Treppenhausfenster von je zwei übereinanderstehenden Figuren aus der Hand des Bildhauers Josef Körschgen flankiert. Sie stehen für Überlegung, Gerechtigkeit, Mut und Kraft – die „vier Tugenden eines damaligen Polizeibeamten“. Die Fassade wird ferner durch Ziegelornamente belebt, wie etwa die stilisierten Polizistenköpfe zwischen den Fenstern des obersten Geschosses. Zwischen dem Hauptflügel und einem dreieinhalbgeschossigen, vierachsigen Nebenflügel an der Borbergstraße erhebt sich ein sechsgeschossiger Eckturm mit zwei Achsen zur Hohen Straße und vier Achsen zur Borgbergstraße, wo Spitzbogenblenden die Fenster über vier Geschosse rahmen. Weithin sichtbar ist die markante Bekrönung dieser städtebaulichen Dominante mit einer durchbrochenen Spitzbogen-Attika. Das auch innen hochwertig ausgeführte Gebäude blieb im Krieg weitgehend unversehrt. Trotz einiger Erneuerungsmaßnahmen ist der bauzeitliche Zustand insbesondere im Treppenhausbereich gut überliefert.
Foto: Das Gebäude der Polizeidirektion an der Hohen Straße kurz nach seiner Fertigstellung um 1930, Quelle: Stadtarchiv Hamm
Die Polizei im Nationalsozialismus
In der Zeit des Nationalsozialismus war die Hammer Polizei an der Verfolgung von Hammer Bürgerinnen und Bürgern sowie den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern beteiligt. Im Gebäude der Polizeidirektion befand sich zudem eine Außenstelle der Gestapo-Leitstelle Dortmund.
Im „Auswärtigen Einsatz“ waren Hammer Polizisten in Polizeibataillonen eingesetzt, die an Massenerschießungen beteiligt waren.
Nachkriegszeit und Neuordnung
In der Nachkriegszeit wurde der Polizeiapparat verkleinert, das Meldewesen und andere Aufgaben auf die Stadt übertragen, und die Behörde als Polizeiamt weitergeführt.
Die kommunale Neuordnung 1975 brachte auch eine Umstrukturierung der Polizei in Hamm zu einer Polizeidirektion mit sich. Seitdem ist die Polizei Hamm für den gesamten Einzugsbereich der eingemeindeten Stadtteile zuständig.
Ab 1983 Polizeipräsidium
Am 01.01.1983 wurde die Behörde zum Polizeipräsidium. Es erfolgten verschiedene bauliche Erweiterungen des Polizeigebäudes, so 1998 mit einem Neubau an der Ecke Grünstraße/Feidikstraße. Alle Gebäudeteile (rote Markierungen im Bild) sind mittlerweile durch einen Gebäudeübergang miteinander verbunden.
Downloads
- Die Stele ''Polizeidienstgebäude Hohe Straße 80" (PDF, 895 KB)
- Die Stele ''Die Polizei in Hamm'' (PDF, 479 KB)