Schloss Oberwerries
1284 wird Oberwerries erstmals erwähnt, als Graf Dietrich von Limburg das Haus und die Mühlen dem Ritter Engelbert von Herbern als Lehen übertrug. Es gehörte zu den Burgen entlang der Lippe, die als Grenzbefestigungen zwischen der Grafschaft Mark und dem Bistum Münster dienten.
1464 starb mit Lambert von Herbern das Geschlecht derer von Herbern aus. Dessen Witwe Jutta von Herbern verkaufte am 3. September 1464 Oberwerries und die dazugehörigen Güter an Gerd von Beverförde und Wemesloh aus der Provinz Oberijssel. Mit seiner Frau Sophia von Torck zu Nordherringen begründete er ein Geschlecht, das bis 1785 hier ansässig war.
Das Ehepaar erhielt am 20. September 1516 vom Pfarrer Herbodus Kock in Heessen mit Zustimmung des Archidiakons Adolf von Bodelschwingh auf dem Haus Oberwerries eine Kapelle einzuweihen. Der Kapellenbau wurde in das 1667 erbaute Torhaus integriert.
Gut zu wissen
Johann Conrad Schlaun (1695-1773)
gilt als bedeutendster Baumeister des westfälischen Barocks. Zu seinem umfangreichen Werk gehören Kirchen- und Schlossbauten, Adelspalais und Herrenhäuser sowie Kirchenausstattungen. Seine Architektur zeichnet sich aus durch Klarheit der Form. Christian Friedrich von Beverförde auf Haus Oberwerries widmete sich hier u.a. der Pferdezucht. Er beauftragte Johann Conrad Schlaun für den Bau des zur Unterbringung der Pferde unentbehrlichen Marstalls samt Hundezwinger, die 1735 fertiggestellt wurden.
(Quelle: Wikipedia, Günter Beaugrand ''Wenn das Mondlicht auf der Gräfte geistert…'')
Das Barockschloss
Maria Ida von Plettenberg aus Lenhausen heiratete 1663 den 34 Jahre älteren Freiherrn Johann Friedrich von Beverförde zu Werries. Die Eheleute bauten 1667 das Torhaus um. Im Alter von 25 Jahren wurde Maria Ida 1670 Witwe.
1685 bis 1692 errichtete sie mit dem Baumeister Ambrosius von Oelde das Schloss Oberwerries. Aus dem einfachen Herrenhaus wurde nun eine doppelflügelige Barockanlage. Über dem Eingangsportal ist ein Sandsteinrelief, das die Dreifaltigkeit zeigt. Darunter befindet sich das Wappen derer von Beverförde-Plettenberg. Die Inschrift lautet in deutscher Übersetzung: "Maria Ida aus dem Freiherrengeschlecht von Plettenberg aus Lenhausen, im Jahr 1645 geboren, im Jahr 1663 mit Herrn Johannes Friedrich von Beverförde aus Werries und Wemeslo vermählt, hat auf dessen geschätzten Rat ... im Jahr 1685 begonnen, dieses Haus zu Ehren der heiligsten Dreifaltigkeit und zum Nutzen der Nachkommen von den Grundmauern her aufzubauen und es im Jahr 1692 glücklich vollendet. Lebt und setzt fort Nachkommen."
Ihr Enkel und Erbe Friedrich Christian von Beverförde, der „tolle Werries“, errichtete mit dem Baumeister Johann Conrad Schlaun bis 1735 den Marstall und den Hundezwinger.
Das Torhaus und seine letzten Bewohner
Nach dem Tod des kinderlosen Friedrich Christian von Beverförde 1768 erbte sein Adoptivsohn Friedrich Clemens von Elverfeldt Oberwerries, der seither den Beinamen, genannt von Beverförde, führte. 1785 erwarb dieser bei einer Zwangsversteigerung die Loburg bei Ostbevern und lebte fortan dort. Das Schloss Oberwerries stand über Jahrzehnte leer und verfiel.
Im Torhaus wohnte noch der Verwalter und Förster, zuletzt Revierförster Josef Koch mit seiner Familie. Freiherr von Beverförde auf Loburg hatte ihn 1899 als Revierförster und Gutsverwalter angestellt. Zum Gut gehörten damals 1.500 Morgen Land und Wald. Im ehemaligen privaten Kaminzimmer wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein kleines Ausflugslokal eingerichtet. Nach dem Tod von Josef Koch 1953 führte seine Tochter Maria Teloy die Gaststätte weiter.
Karte zum Thema
Ausschnitt aus der Zeichnung "Lippegrenze zwischen Haus Uentrop und Haus Heessen bei Hamm", 17. Jh.
„Hauß Werrieß“, Ausschnitt aus der Zeichnung
„Lippegrenze zwischen Haus Uentrop und Haus Heessen bei Hamm", 17. Jh (unvollständig)
Quelle: LAV NRW W, W 051/Karten A, Nr. 189
Blick von Nordosten auf die Schlossanlage mit Mühlenstrang, an dem rechts eine Öl- und eine Kornmühle zu sehen sind. Im Süden des Schlosses liegen zwei Fischteiche. Rechts befindet sich eine Lippeinsel mit Garten und "Baumgarten".
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Mit neuem Leben erfüllt
1942 erwarb die Stadt Hamm das Anwesen für 25.000 Reichsmark und einen Grundstückstausch mit der Steinkohlengewerkschaft der Reichswerke Hermann Göring. Der Marstall wurde vom Westfälischen Turnerbund ausgebaut und dient seit 1952 als dessen Schulungsstätte. Durch die Initiative des Berufsschuldirektors Joseph Tippkötter entstand zeitgleich im Hauptgebäude ein Berufsschullandheim, dessen Trägerschaft 1965 die Stadt Hamm übernahm.
Zwischen 1972 und 1975 wurde das Schloss grundlegend um- und neugestaltet und ist seither Bildungs- und Veranstaltungsort der Stadt. Das Wasserschloss wird gern als "gute Stube" der Stadt Hamm bezeichnet.
Literaturhinweise
Titelbild der Broschüre "Wenn das Mondlicht auf der Gräfte geistert …"
'' Wenn das Mondlicht auf der Gräfte geistert …'' -
Die Geschichte des Schlosses Oberwerries
zusammengefasst von Günter Beaugrand. Hamm 2012
Ein kurzweiliger Blick zurück in die Historie des Wasserschlosses: Von der ersten schriftlichen Erwähnung 1284 als wehrhafte Grenzburg über den Wiederaufbau des Schlosses bis hin zur heutigen Nutzung als repräsentativer Veranstaltungsort.
Das Buch kann auf Schloss Oberwerries für 5,00 € bezogen werden. Der Erlös aus dem Verkauf kommt dem Förderverein Schloss Oberwerries e. V. zugute.
Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Beckum
bearbeitet von A. Ludorff. Münster i.W. 1897
Adelssitze und Rittergüter
im Gebiet der Stadt Hamm
von Helmut Richtering. In: 750 Jahre Stadt Hamm. Hamm 1976
Lippeschlösser. Burgen, Schlösser und Adelssitze entlang der Lippe – Ein Wegbegleiter
Klaus Gorzny, Marl 2004
Hamm herrschaftlich.
Schlösser, Parks und Herrenhäuser.
Essen 2012
Download
- Die Stele ''Schloss Oberwerries" (PDF, 2.53 MB)