Kloster Kentrop
Die älteste Nachricht des Frauenklosters in Hamm bezeugt eine Urkunde vom 15. Juni 1272. Die Brüder Bernhard und Hermann von der Lippe schenkten der Äbtissin Richardis in Hamm Güter in Wambeln. Zu dieser Zeit lag das vom Grafen Engelbert von der Mark gegründete Kloster der Zisterzienserinnen noch innerhalb der alten Stadtmauern. Richardis, die Leiterin des Konvents, war eine Schwester dieses Grafen. Nach einem verheerenden Brand im 13. Jh. wurde das Kloster zum Hof Kentrop verlegt.
Im Gegensatz zu den Männern des Zisterzienserordens, die gerühmt wurden für ihren Landschaftsbau und die Rodungsmaßnahmen, arbeiteten die Schwestern, die der Benediktsregel folgten, vorwiegend in der Fürsorge für Arme und Kranke. Die Landwirtschaft auf dem Kentrophof organisierten sie in Eigenregie und verwalteten die Einkünfte von ihren anderen Bauernhöfen. Um das Jahr 1800 besaß der Orden etwa 50 Höfe, was als nicht sehr bedeutend gilt. Immerhin waren diese Höfe und der Hof Kentrop selbst die wirtschaftliche Grundlage der auf Selbstversorgung bedachten Gemeinschaft.
Während des Dreißigjährigen Kriegs gab es Konflikte innerhalb der Frauengemeinschaft. Die Ordensschwestern klagten, dass die Äbtissin von Bönninghausen weder „wahrheitsliebend“ noch zur Wirtschaftsführung geeignet sei, sondern sich dem Trunk ergeben habe.
Gut zu wissen
Haus Kentrop
Haus Kentrops Historie geht bis ins 13. Jahrhundert auf den Grafen von der Mark zurück. Nach der Stadtbesiedelung und –befestigung, verlegte Graf Everhardius von der Mark das Kloster Marienhof vor die Stadttore. Mit viel Unterstützung begann der Bau der Klosteranlage. 1295 wurde die Kirche geweiht. Das im gotischen Stil erbaute Gebäude des Zisterzienser Ordens war soweit hergestellt, dass der Konvent nach Kentrop verlegt werden konnte.
1808 wurde das Kloster aufgehoben. 1885 kaufte es Jacob Loeb als Wohnsitz für den Erben Richard Loeb und seine Frau Meta. Diese ließ das Haus von Grund auf renovieren. Unter anderem erwarb sie beim königlichen Hoflieferanten in Berlin den großen Kachelofen, der heute noch in der Halle im Erdgeschoss steht.
Das Gelände Haus Kentrop wird heute privat genutzt und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Die Auflösung des Klosters
Seit 1803 stand die Auflösung des Klosters auf dem Plan. In diesem Zusammenhang wurde 1804 das gesamte Eigentum inventarisiert. Äbtissin, fünf Adelsfrauen, Prior Oury, zwei Laienschwestern und acht Hilfskräfte (Gesinde) sollten eine Art Rente erhalten. Einige der ehemaligen Schwestern ließen sich anschließend in Hamm nieder und lebten dort in weltlicher Kleidung, andere zogen zurück zu ihren Familien.
Das Klostergebäude diente zeitweise als Pferdestall und wurde 1823 abgerissen, die Landwirtschaftsgebäude aber gingen 1809 an den Pächter Arnold Ashölter, dann an seinen Sohn Ludwig, bis sie 1824 von Hauptmann und Domänenrentmeister Johann Vorster (1758-1852) gekauft wurden. Vorster hatte 1804 auch an der Inventarisation teilgenommen.
„Alle Gäste […] sollen wie Christus aufgenommen werden“
Diese Empfehlung zur christlichen Gastfreundschaft hatte Benedikt von Nursia schon im 6. Jahrhundert als Klosterregel formuliert, und auch die Schwestern des Zisterzienserordens in Hamm orientierten sich noch an dieser Norm.
Im östlichen Flügel der Klosteranlage führte der Orden Gasträume zur Bewirtung und als Logis für auswärtigen Besuch. Die Räumlichkeiten der Ordensschwestern dagegen lagen im Westflügel. Das heutige Haus Kentrop steht auf dem Grund der ehemaligen Klosterkirche.
Die Gasträume grenzten an die Küche und die Molkenküche, das Winter-Speisezimmer verfügte auch über einen Kachelofen. Neben der Küche lag das Brauhaus, über das die Schwestern selbstverständlich auch verfügten. Die Bewirtung der fremden Besucher*innen war Aufgabe des Priors. In dieser Funktion war zum Schluss Pater Oury tätig, ein Franzose, der nach der Französischen Revolution als Emigrant nach Hamm gelangt war.
Archäologiusche Funde und Handschriften
Um das Jahr 1600 führten wirtschaftliche Engpässe dazu, dass der Abt von Altenberg, der die Aufsicht über das hiesige Frauenkloster führte, zu Sparmaßnahmen riet und empfahl, die Bewirtung der Gäste einzuschränken und die täglich aus Hamm eintreffenden armen Menschen nicht mehr täglich, sondern nur noch zwei Mal in der Woche mit Speisen zu versorgen.
Die Grabungen, die seit etwa 2012 auf dem ehemaligen Klostergelände von den Fachleuten der LWL-Archäologie für Westfalen durchgeführt wurden, brachten daher auch nicht zufällig eine Fülle von Trinkgeschirren zu Tage, so z.B. Schnellen (Bierkrüge) und Schnapslöffel.
Die Kunstwerke aus dem Kloster wurden nach der Auflösung versteigert. Teile gelangten schließlich ins Gustav-Lübcke-Museum und konnten dort bewahrt werden, die Bibliothek mit Handschriften und Frühdrucken befindet sich heute in der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.
Download
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- Die Stele ''Kloster Kentrop'' (PDF, 5.39 MB)
Literatur
- Artikel ''Ein Brand im ehemaligen Kloster Kentrop in Hamm als Glücksfall für die Archäologie'' aus Archäologie in Westfalen-Lippe 2011 (PDF, 1.91 MB)
- Artikel ''Alle Gäste ... sollen wie Christus aufgenommen werden – die Funde des Klosters Kentrop'' aus Archäologie in Westfalen-Lippe 2012 (PDF, 1.68 MB)