In alter Zeit gab es in der Stadt viele Spielangebote

Hammer Theaterleben anno dazumal

Die Hammer Theatergeschichte reicht weit zurück. Für Gastspielangebote gab es zunächst keine passenden Säle. 1828 teilte Zimmermeister Leugers von der Königstraße in einer Anzeige in der „Hammer Zeitung" mit, dass er in seinem Wohnhaus einen sehr geräumigen und zweckmäßigen Saal errichtet habe, der für ein Theater nichts zu wünschen übrig ließe. Er könne außerdem im selben Haus ab 1. Januar 1829 Wohnungen für Schauspieler zur Verfügung stellen.  

Der „Westfälische Anzeiger" (WA) berichtete am 18. Juli 1944 unter dem Titel „115 Jahre Theater in Hamm", dass dort im ersten Theaterwinter mit drei Monaten Spielzeit Schauspiele und Opern in zwölf gut besuchten Vorstellungen dargeboten wurden. Wie der Verfasser damals schrieb, brachte die Revolution von 1848 das Theaterleben im  Haus Königstraße/Eylertstraße zum Erliegen. Ersatz habe schon bald ein neues Theater an der Nassauerstraße im Gösslinghoffschen Hause geboten, das aber in den 1880-Jahren wieder geschlossen worden sei. Nach dem Ersten Weltkrieg sei es dann zum Lichtspielhaus „Odeon-Theater“ umgebaut worden, das aber nicht lange bestanden habe.

Die "Deutsche Reichshalle" von Moritz Heimboldt
Auf Theater mussten die inzwischen 20.000 Hammer Bürger aber keineswegs verzichten. Im Herbst 1884 hatte der Unternehmer Moritz Reinoldt an der Ostenallee/Ostentor einen stattlichen Neubau errichtet, in dem sich ein Theatersaal befand. Die technische Einrichtung besorgte der Bühnenmeister des Hoftheaters Detmold. „Die Bühnenbeleuchtung mit achtzig Gaslampen in vier Rampen lieferte eine für jene Zeit unerhörte Lichtfülle", schrieb die Zeitung. Zu dieser Zeit gab es in Hamm noch kein elektrisches Licht. Reinoldts Theater wurde von der Theatergesellschaft unter Leitung von Direktor Heinrich Steffen, die damals auch in Münster und Detmold spielte, mit dem „Raub der Sabinerinnen" eröffnet. Auf dem Spielplan standen Operetten und Opern, darunter „Der Freischütz" oder „Zar und Zimmermann". 1888 bildete Direktor Ludwig Magner eine Theatergruppe für Hamm, mit der er in den letzten Wintermonaten auch in Bielefeld gastierte. In diesen Zeiten gab es in Hamm Gastspiele anderer Theater, darunter auch des Residenztheaters in Berlin. Nicht etwa das nachlassende Interesse der Hammer Bevölkerung, sondern die Baupolizei machte dem Unternehmer Schwierigkeiten. Es wurde bemängelt, dass die Gänge nicht geräumig genug seien. Da der geforderte Umbau zu teuer gewesen wäre, entschloss sich Reinoldt, sein Theater im Jahr 1900 zu schließen und im Haus Privatwohnungen einzurichten. Das Gebäude, dessen Portal große Skulpturen schmückten, war im Volksmund bekannt als „Haus mit den starken Männern". Es überstand den Bombenkrieg und wurde 1961 abgebrochen, um der Stadtbücherei Platz zu machen.

In den Sälen der Gaststätten
Nächster Gastspielort in Hamm war bis 1907 der Oberg'sche Saal an der Weststraße. Dort trat, wie die frühere Stadtarchivarin Ilsemarie von Scheven herausfand, im Mai 1904 unter anderem die Volksbühne Theater Millowitsch aus Köln auf. August Oberg hatte sich mit seinem Theater aber wohl übernommen. Als auch hier die Baupolizei Auflagen machte, wurde der Betrieb eingestellt. Wie es im WA-Bericht von 1944 weiter heißt, gab es vor dem Ersten Weltkrieg kurze Zeit Theateraufführungen in der Gaststätte von Wilhelm Kirchhoff an der Ecke Ostenallee/Elchstraße, bis das Lokal geschlossen wurde. Am Ende des Krieges sei der Saal eines Gartenlokals im Rietzgarten in ein Theater umgewandelt worden. Später wurde dort eine Abteilung der Hammer Schutzpolizei untergebracht. In den 1920er-Jahren gastierte das neu gegründete Westfälische Städtebundtheater einige Male im Gesellenhaus, doch der Besucherzuspruch ließ zu wünschen übrig.

Theater im Kurhaus
Erste Aufführungen im Bürgerschützenhof (heute Kurhaus) gab es laut Bericht im Westfälischen Anzeiger vom 15. November 1934 im Winter 1925/26 mit Gastspielen der Städtischen Bühnen Hannover. Ein Jahr später gab es bereits 14 Vorstellungen. 919 Vormieter machten die Finanzierung möglich. Die Stadt sorgte für bauliche Verbesserungen, obwohl das Gebäude noch dem Schützenverein gehörte. Der WA berichtete, dass Sparverordnungen von September 1931 dazu führten, dass der Magistrat der Stadt mit Rücksicht auf steigende Wohlfahrtskosten keine Zuschüsse mehr für das Theater bereitstellte. Die Stadttheater Hagen und Dortmund gaben dann auf eigene Rechnung Vorstellungen im 1930 eröffneten Ufa-Palast in der Bahnhofstraße. 1932 gab es wieder Vorstellungen im Kurhaus, das inzwischen in den Besitz der Stadt übergegangen war. In der Hammer Zeitung heißt es im Jahr 1934 dazu: „Infolge der nationalsozialistischen Revolution fanden die Gastspiele ein vorzeitiges Ende.“ 1933/34 trat die Deutsche Bühne mit Dortmunder Gastspielen auf den Plan. Ein Jahr später hatte die NS-Kulturgemeinde die Arbeit der Deutschen Bühne übernommen und Vormieten organisiert. Der Theatersaal im Kurhaus wurde weiter ausgebaut. Ein eigenes Theater – das Schauspielhaus Hamm - bekam Hamm erst, als der Zweite Weltkrieg zu Ende war. Aber es hatte keine lange Lebensdauer.

Anneliese Beeck

Eine Gruppe aus dem Festspiel ''Aus der Tiefe der Jahrhunderte'' im Kurpark, 1909

Quelle: Stadtarchiv Hamm

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